Ich habe in meinem Leben wirklich schon viel Dreck erlebt, und konnte mich doch immer daran anpassen. Da wäre es doch gelacht, wenn ich mich nicht auch an diese neuen Umstände anpassen könnte. Auf die Ebbe folgt stehts die Flut. Verletzlichkeit ist keine Schwäche. Wenn mich etwas traurig stimmt, dann ist das Ausdruck meiner Verbundenheit. Verbunden mit der Schöpfung - Verbunden mit dem Meer. Irgendwas zwischen extrem religiösem Hedonismus und.. Nein, das trifft es eigentlich. Ich will zur See, solang ich kann! Verunreinigungen von Wasser sind mir zuwieder. Recht hatten sie, den ollen Pjeter zu verdreschen, als er am Badetag in den Fluss gekackt hat! Außerdem kann es gut und gerne mal sein, dass ich mich im Eifer des Gefechts zu Äußerungen oder gar Taten hinreißen lasse, die für das Publikum eher wahnsinnig wirken mögen. Ich versichere ihnen jedoch, dies dient ausschließlich dem Zweck der Unterhaltung von uns allen! Außerdem bin ich im Bezug auf alles nostrische vielleicht etwas zwanghaft. Vor meiner Ankunft in den Kolonien habe ich mich als Schiffszimmermann verdient. Nicht dass ich offiziell irgendeinen Titel bekleidet hätte. Der Kapitän war mit meiner Arbeit an der alten Schaluppe aus dem Skarbusch jedenfalls recht zufrieden. Zumindestens hat er mich nicht so doll verprügelt, wie er es bei sonstigem Fehlverhalten gerne getan hat. Nicht mein Beruf, aber doch soetwas wie eine Berufung ist die Imkerei für mich. Ich habe viel darüber in Silvanischen Kirchen gelernt, denn eigentlich wollten mich Rüdiger und Cornelia irgendwann ins Kloster geben. Zumindestens wenn sie über den Verlust von Ferdinand hinweg gekommen sind. Das haben sie jedenfalls immer gesagt, doch wirklich gekommen ist der Tag nie. Meinen Bienstock konnte ich jedoch immer dann besuchen, wenn ich sie bei ihren Handelsreisen nach Remsfleht begleitet habe. Je älter sie wurden, desto öfter kam das vor. Meine leiblichen Eltern habe ich nie kennengelernt, aber Rüdiger und Cornelia Wacht sind wohl das, was Eltern in meinem Leben am nächsten kommt. Und doch ist mein Interesse für die Geschichte meiner Nostrischen Vorfahren groß. Man hört ja die tollsten Geschichten von dort! Wenn ich so darüber nachdenke waren tolle Geschichten wohl auch ein Grund, warum ich die Kolonien als mein nächstes Reiseziel gewählt habe. Heimat ist für mich als Heimkind ein Fremdwort. Meine Eltern kamen wohl aus Nostrien, doch Marina allein weiß, was sie damals nach Ludwigsruh verschlagen hat. Ich erinnere mich jedenfalls nicht mehr an sie. Warum ich also Nostrien verlassen habe? Keine Ahnung. Warum ich danach Ludwigsruh verlassen habe? fragt die Familie Wacht. Warum ich mit dem Käptn in die Kolonien gesegelt bin? Hab ihn ins Wasser geworfen, und bin nicht untergegangen. Rüdiger und Cornelia - die Familie Wacht. Sie haben mich damals vor einem Schicksal in den Minen von Ludwigsruh gerettet, als sie mich bei sich aufgenommen haben. In den Kleidern ihres damals erst kürzlich verstorbenen Sohns habe ich mich zwar immer etwas unwohl gefühlt, doch habe ich es nie recht gewagt diesen Missstand zu kritisieren. In all dem Unglück ging es mir immerhin noch recht gut, nicht? Mein Name ist Detlef D. Wacht, ein stolzer Tasperiner Bürger der sein Glück in den Kolonien sucht, um eines Tages die Menschen die er liebt als gemachter Mann in die Arme schließen zu können. In der Zwischenzeit wären Honig und Spiele ganz Nett.